Die drei Ebenen des KI-Booms

Bei der Beurteilung der Erfolgsaussichten von Nvidia, Meta und anderen Tech-Unternehmen kann ein Vergleich mit dem Straßenbau hilfreich sein.

Die vergangene Woche zeigte, dass das Thema Künstliche Intelligenz (“KI”) bei den Quartalsberichten großer US-Tech-Konzerne im Mittelpunkt stand. Dabei wird deutlich, dass eine differenziertere Betrachtung der verschiedenen Ebenen, auf denen “KI” diskutiert wird, notwendig ist. Ein Vergleich mit traditionellen Infrastrukturprojekten kann dabei helfen. Hier gibt es Unternehmen, die die Infrastruktur schaffen, solche, die sie betreiben, und wiederum andere, die sie nutzen. Drei Ebenen, die auch für die “KI”-Industrie von Bedeutung sind. Ein einfaches Beispiel ist der Bau einer privat finanzierten Straße. Bauunternehmen sind für die Errichtung der Straße verantwortlich und verdienen ihr Geld in dieser ersten Phase. Ist die Straße fertiggestellt, müssen sie sich neue Projekte suchen. Ihr Vorteil: Sie haben bereits Gewinn gemacht, unabhängig davon, ob die Straße später erfolgreich ist. Das bedeutet jedoch auch, dass ein Boom im Infrastrukturbereich nicht unbedingt auf den späteren Erfolg der Straße schließen lässt. Momentan befinden wir uns bei “KI” weitgehend in diesem Stadium. Die zweite Ebene besteht aus einer Betreibergesellschaft, die zunächst viel investieren muss und später durch Mautgebühren ihre Investitionen zurückerhält. Die dritte Ebene sind die Nutzer der Straße, die für die Nutzung bezahlen und ihre LKW beispielsweise darauf fahren lassen können. Die Welt der “KI”-Unternehmen spiegelt sich derzeit in den Entwicklungen am Aktienmarkt wider. “Nvidia”, der Star des Börsenmarktes, stellt die Infrastruktur für den “KI”-Bereich bereit, weshalb der Zufluss an Kapital verständlich ist. Doch wie lange hält dieser Zustrom an? Einige Skeptiker meinen, dass das Wachstum nachlassen könnte, sobald ausreichend Infrastruktur vorhanden ist. Wenn der Markt bereits mit Nvidia-Chips für “KI”-Training gesättigt ist, könnte sich das Wachstum verlangsamen. Ein neuer Konkurrent könnte ebenfalls entstehen, doch sein Auftreten könnte zu spät kommen. Betreiber wie “Meta” (Facebook) und “Alphabet” (Google) setzen “KI” ein, um gezielt Werbekunden anzusprechen, während Werbetreibende die “Straßennutzer” sind. Letzte Woche kündigte “Meta” Investitionen von 40 Milliarden Dollar in “KI” an. Diese Ankündigung führte zu einem Kursabsturz, nicht nur bei “Meta”, sondern auch bei anderen Tech-Unternehmen. Zwar haben sich die Aktien anschließend erholt, doch der “Meta-Schock” vermittelt eine Botschaft: “KI” mag brillant sein, doch zunächst ist sie vor allem teuer. Während “Nvidia” Gewinne verzeichnet, spüren Firmen wie “Meta” die hohen Kosten. Die Frage, ob diese Kosten später durch Gewinne ausgeglichen werden, bleibt offen. Erst wenn die Endnutzer von “KI” merkliche Gewinne erzielen, wird sich zeigen, ob “KI” eine Blase ist oder nicht. Vorsicht vor “KI”-Hype? Das Thema “KI” darf nicht unterschätzt werden. Schon jetzt eröffnen sich zahlreiche faszinierende Anwendungen, die von der Erstellung von Texten und Filmen, über Programmierung, medizinische Diagnosen und Medikamentenentwicklung bis hin zu Versuchen reichen, Aktiendepots per “KI” zu steuern. Der Erfolg kann jedoch je nach Branche unterschiedlich ausfallen, und das Verhältnis zwischen den drei genannten Ebenen – Infrastruktur, Anwendung und Endnutzer – variiert. Für Investoren ist es entscheidend zu erkennen, wo genau ein Unternehmen in dieser Kette positioniert ist, von der Infrastruktur bis zur Endnutzung. Nur durch eine genaue Analyse dieser Unterschiede lassen sich zwei Fehler vermeiden: dem übertriebenen Hype zu folgen oder eine brillante Entwicklung zu verpassen.

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